1 Jahr Froschkonzert.org!

Wow!!

Ich hatte wie jedes Jahr aufs Neue vergessen, wie ich immer am besten meine gesammelten Esskastanien zubereite, und war deshalb auf der Suche nach der hier beschriebenen Methode.

Und dann staunte ich nicht schlecht: Morgen vor einem Jahr hab ich meinen ersten Post hier veröffentlicht! 🙂

Es ist Wahnsinn, was sich seitdem alles getan hat.

Neues Zuhause, neuer Job, neue Parzelle, mein kleines, langsam anlaufendes Gewerbe, die Hula- Hoop- Kurse, unzählige neue Kontakte …WOW!

Ich hätte vor einem Jahr nicht im Traum daran gedacht, wie sich das alles entwickeln würde.

Im Moment bin ich einfach wahnsinnig glücklich und dankbar.

Glücklich, weil ich diesen Weg gegangen bin und mich getraut habe, lange Geträumtes in die Tat umzusetzen.

Und dankbar, weil ich die Möglichkeit dazu habe und so viel Unterstützung und liebes Feedback zu mir zurück kommt.

Danke an alle, die sich mit mir freuen und mich auf meinem Weg begleiten!!!

🙂

Happy Birthday froschkonzert.org!!!

 

Edit 14.1.16:

Durch längeres Über- das- Leben- Nachdenken rund um Froschkonzert- Geburtstag und Jahreswechsel und angeregt durch den persönlichen Jahresrückblick von Lisa vom Experiment Selbstversorgung (experimentselbstversorgung.net/115728-2) habe ich nochmal einige Gedanken über meinen eigenen Weg zu Papier gebracht.

Ursprünglich hatte ich auf diesem Blog eine Seite mit dem Titel „Vom Umgang mit schwierigen Tagen“ vorgesehen, denn mein Weg hin zu dem, was ich heute bin und mache, war immer wieder alles andere als leicht und von vielen Auseinandersetzungen mit mir, meiner Geschichte und dem Leben geprägt.

Und eine Zeit lang haben mich verschiedene Hilfsmittel begleitet, wenn mal wieder ein schwieriger Tag oder eine schwierige Phase vor der Tür stand.

Was mir geholfen hat, möchte ich gerne eines Tages genauer beschreiben und teilen, aber wegen der Menge an vor allem innerlichen Prozessen ist es gar nicht so leicht in Worte zu fassen, und bisher habe ich noch keine wirklich passende Form dafür gefunden.

Meine ständigen Begleiter*innen waren auf jeden Fall mein starker Wunsch nach Authentizität und der Wille zur Auseinandersetzung, außerdem meine Rückzugsräume und unterstützende liebe Menschen.

Professionell therapeutisch, selbstorganisiert in meiner tollen RT- Gruppe (www.fort-frauen.de) und im Freund*innenkreis.

Auch immer dabei: Meine Projekte.

Ich hänge gerne mein Herz an Dinge die ich mache. Und ich mache gerne Dinge, die mir sinnvoll erscheinen.

Und dann kommt sehr schnell ein selbstgemachter Leistungsdruck:

Eine nie enden wollende Liste von Dingen, die noch getan werden könnten/ müssten/ sollten.

So viele spannenden Ideen und Notwendigkeiten, oft verteilt auf zu wenige Schultern.

So viele Möglichkeiten, sich einzubringen.

Viel zu hohe eigene Ansprüche.

Zu viel Wollen, auch zu viel Müssen, wenn ich verbindlich sein will in dem, was ich einmal zugesagt habe.

Viel zu wenig hinkriegen, während draußen die Welt brennt.

Viel Frust, weil gesellschaftliche Veränderung so ein langwieriger Prozess mit vielen Rückschlägen ist.

Und viel Kraft, die verloren gehen kann, einfach nur weil du an manchen Punkten gegen den Strom schwimmst.

Zu wenig Wissen über die eigenen Grenzen und Ressourcen.

Das „Wer wenn nicht wir“ kann ganz schön viel Druck erzeugen.

Erstaunlich vielen Menschen fällt es schwer, Nein zu sagen, auch mir. Sofort kommt ein schlechtes Gewissen mit dazu, obwohl ich eigentlich etwas Gutes tue: Meine eigenen Grenzen ernst nehmen. Frühes „Auf- Leistung- getrimmt- werden“, falsche Höfllichkeitserziehung und der Fokus darauf, was andere von uns denken könnten, lassen uns in die falsche Spur geraten und dann handeln wir gegen uns selbst und unsere Bedürfnisse.

Genau so wie mit dem Nein sagen ist es auch mit allen möglichen anderen antrainierten Mustern.

Durch die vielen Wiederholungen unserer Handlungen ist die falsche Spur irgendwann so breit wie eine Autobahn,auf der wir schnell und geübt vorankommen, und es ist unglaublich schwierig, anstrengend und mühselig, statt dessen einen neuen Weg zu beschreiten.

Ein neuer Weg ist erstmal so wie ein verwilderter Trampelpfad, auf dem ich kaum vorwärts komme, den ich erst einmal freilegen und auf dem ich mich zurechtfinden muss.

Erst nach einiger Zeit und vielen Wiederholungen wird der neue Weg dann immer „ausgetretener“ und dadurch immer leichter zu beschreiten sein.

(Danke Ina für dieses tolle Bild mit Autobahn& Trampelpfad! Ich muss da wirklich oft dran denken, wenn ich frustriert bin, weil Veränderung mir zu langsam geht).

Veränderung braucht Zeit, denn auch die Muster, die ich ablegen will, haben sich über lange, teilweise lebenslange Zeiträume entwickelt und sind deshalb nicht von heute auf morgen über Bord zu werfen.

Schade eigentlich 😉 und manchmal eine echt Geduldsprobe.

Oft sind erstmal lange, scheinbar endlose Wiederholungsschleifen nötig.

Ich muss so lange noch einmal die gleichen „Fehler“ machen, noch einmal das Gleiche erleben, bis es irgendwann im Inneren „Klick“ macht. Dann ist die Veränderung, die der Verstand schon lange begriffen hat, auch im Handeln angekommen.

Deshalb finde ich es unglaublich wichtig, an dieser Stelle nicht zu streng mit mir selber zu sein, kleine Fortschritte zu genießen und zu feiern und mir selber mit Wertschätzung zu begegnen.

Denn schon der erste Schritt ist ein echter Meilenstein:

Die Erkenntnis, dass etwas ungut läuft, und das Eingeständnis dessen vor sich selbst.

Ehrlichkeit statt „So- tun- als- ob“.

Dem eigenen perfekten Wunschbild einen Realitätscheck verpassen und erkennen, wo es bröckelt.

Das ist nicht leicht, weil ich dazu meine Schwächen und Probleme offenlegen muss und weil es sich schnell nach „Scheitern“ und „Versagt haben“ anfühlen kann, gerade in dieser auf Leistung und Funktionieren getrimmten Gesellschaft, die für Schwächen so wenig Platz hat.

Und weil es überhaupt sehr schwer ist, auf den eigenen eingefahrenen Wegen in der Lage zu sein, zurückzutreten, sich selber zu beobachten , die blinden Flecken aufzulösen und die Dinge ungeschminkt(er) wahrzunehmen.

Das alles zuzulassen erfordert eine große Portion Mut und Vertrauen in sich selbst und in das, was kommt.

Mein Froschkonzert- Projekt und meine momentanen Tätigkeiten sind entstanden, nachdem ich einen alten Weg verlassen habe.

Nach fast 15 Jahren vielfältigen Engagements, der Tätigkeit in meinem langjährigen Herzensprojekt (dem Waldgartenprojekt in Verden), einer immer langen To-Do- Liste und vielen, lange von mir nicht so ernst genommenen Überanstrengungen war ich immer häufiger auf mich und meine überschrittenen Grenzen zurückgeworfen, bis zu dem Punkt, an dem mir der Begriff „Burnout“ zum ersten Mal durch den Kopf ging und ich nicht mehr leugnen konnte, dass irgendetwas nicht mehr stimmt und ich so wie bisher nicht weitermachen kann.

Über all die Jahre hatte ich mich schon viel mit vergangenen schwierigen Zeiten meines Lebens und meinen verinnerlichten Haltungen auseinandergesetzt und einiges über mich gelernt und verstanden. Ich denke, dass ich trotzdem noch an einen solchen „Bis- hierher- und- nicht- weiter“- Punkt kommen musste, um grundlegende Dinge, die mich betreffen, in ihrer Gesamtheit und Komplexität zu begreifen.

Langsam habe ich gelernt, die Dinge, die mir nicht guttun, wahrzunehmen.

Weniger zu machen.

Pausen zu machen, ohne mich dabei schlecht zu fühlen.

Mich nicht mehr an aussichtslosen Situationen abzuarbeiten.

In Konflikten Dinge stehen zu lassen, die sich nicht lösen lassen.

Nach Anstrengungen wieder aufzutanken.

Zu gehen, wo es für mich nicht mehr weitergeht.

An diesem Punkt habe ich mein damaliges Projekt verlassen und es war schwierig, plötzlich so alleine dazustehen. Ohne die gewohnten Verbindlichkeiten und Tätigkeiten, die für mich den Alltag ausgemacht haben. Ohne die Menschen, Bäume, Strukturen und Plätze, an denen lange Jahre lang mein Herz hing. Ohne zu wissen, wie und ob das Projekt ohne mich weiter bestehen bleibt.

Ich war eine ganze Weile erleichtert über diesen Schritt und gleichzeitig unglaublich traurig.

Und dankbar. Ich spüre gerade in schwierigen Zeiten oft Dankbarkeit in mir, weil ich dann besonders merke, dass ich mich weiterentwickle, dass ich lerne und meinen Weg gehe, und es sich dadurch stimmig und richtig anfühlt. Und das ist wie ein kleines Stück Trost und Stolz.

In dieser Zeit habe ich mit mir selber ausgemacht, mich nicht gleich in etwas Neues zu stürzen.

Ich wollte diese Leere aushalten und gucken, was dann mit mir passiert: Was vermisse ich? Bei welchen Sachen bin ich froh, dass sie kein Teil meines Alltags mehr sind? Was interessiert mich? Was in in den letzten Jahren zu kurz gekommen?

Ich habe mir viel Zeit zum Nachdenken und Schreiben genommen und versucht, alles möglichst langsam angehen zu lassen.

Ein gebrochenes Bein im Sommer hat mir dabei geholfen und mich auch äußerlich eine ganze Weile lahmgelegt 😉 .

Und dann habe ich langsam angefangen, neue Pläne in die Tat umzusetzen. Meiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Endlich mal wieder zu malen und zu basteln, und mich mit meinen Sachen an die Öffentlichkeit zu trauen. Ein kleiner Onlineshop, ein alter Traum! Einen Verein zu gründen und wieder einen kleinen Garten zu haben. Hula Hoop und damit dem Spaß und der Bewegung einen festen Platz in meinem Leben zu geben. Mich zu engagieren, ohne mich zu verausgaben, und überhaupt alles in kleinen Schritten und mit möglichst viel Ruhe anzugehen.

Deshalb habe ich seit Jahren schon einen ganz kleinen Kalender, in den nicht viel mehr als ein Termin pro Tag rein passt.

Ich freue mich, dass sich diese neue Ruhe inzwischen schon richtig vertraut und irgendwie selbstverständlich anfühlt.

Und ich freue mich über all die neuen Türen, die sich seither geöffnet haben, oft unverhofft und überraschend und immer wieder genau richtig.

Ein Gedicht, was mich schon immer in Phasen der Veränderung begleitet hat, ist „Stufen“ von Hermann Hesse, und so soll es auch an dieser Stelle einen Platz bekommen.

Danke an alle, die bis hierher gelesen und damit an meinem Leben teilgenommen haben.

 

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend

Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,

Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend

Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe

Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

In andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

 

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,

An keinem wie an einer Heimat hängen,

Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,

Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise

Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,

Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,

Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

 

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde

Uns neuen Räumen jung entgegen senden,

Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

teebeutel

Für meinen Geschmack ein bisschen kitschig, aber auch irgendwie passend: Mein Teebeutel von gestern, als ich angefangen habe diesen Text zu schreiben. Schätze dich selbst! Yeah! 🙂