Im letzten Herbst und Winter habe ich meinen Kleingarten einem gründlichen „Makeover“ unterzogen. Denn bei der Übernahme des Gartens im Mai 2017 habe ich mir wenig Zeit für die Planung genommen – damals war ich aufgrund meiner persönlichen Situation nicht geduldig genug für eine ausgiebige Vorarbeit. Nach dem Versuch, mal für eine Weile „nur“ auf dem Balkon zu gärtnern, konnte ich es nicht erwarten, endlich wieder ein größeres Gelände zu bearbeiten. Ich hatte Sehnsucht nach ein paar höchst vermissten Lieblingsgehölzen aus meiner Zeit beim Verdener Waldgartenprojekt, die ich schnell wieder um mich haben wollte und es gab auch viele Sachen, die ich einfach mal ohne großes Nachdenken ausprobieren wollte, z.B. der Bau von Kräuterspirale und Hochbeeten.
Spätestens aber als es im Garten pflanzenmäßig immer voller wurde, stieg meine Lust auf eine bessere Planung mit möglichst sinnvoller Kombination der vorhandenen Elemente. Denn auch wenn ich die Grundideen der Permakultur so verinnerlicht habe, dass ich bestimmte Ansätze wie „Nischen in Raum und Zeit“, die „Zonierung“ oder das „Arbeiten mit dem was da ist“ fast automatisch mitdenke, kann ich natürlich nicht aus dem Bauch heraus für jede kleine und große Pflanze einen möglichst guten Standort mit den für sie passenden Bedingungen und guten Wechselbeziehungen zu anderen Elementen finden.
Da im vergangenen Herbst mein bisheriger Geländeplan deutlich verblasst war und erneuert werden musste, habe ich die Gelegenheit genutzt, alles auf solidere planerische Füße zu stellen. Zufälligerweise habe ich zu diesem Zeitpunkt das Buch „Permakultur im Hausgarten“ von Jonas Gampe in die Hände bekommen (unbezahlte Werbung aus Überzeugung 🙂). Ich bin nach wie vor begeistert, denn im Gegensatz zu den oft schwammig und abstrakt gehaltenen Büchern, die ich in meinen ersten „Permi-Jahren“ vor über 20 Jahren gelesen habe und die mir ohne meine zusätzlichen praktischen Erfahrungen ein Gefühl von „alles schön und gut, aber wie fange ich jetzt konkret an?“ übrig gelassen hätten, gibt dieses Buch einen konkreten Leitfaden an die Hand, mit dem du Schritt für Schritt genau die Überlegungen und Beobachtungen machst, die du für deine individuelle Geländeplanung brauchst.
Ich habe dann also unzählige Stunden Recherche betrieben und viel vor Ort beobachtet, Geländepläne in Bezug auf Wind, Sonne und Schatten erstellt, Bodenproben genommen und eine genauere Bestandsaufnahme der bisherigen Elemente durchgeführt. Denn jede Permakultur-Planung beginnt mit der Beobachtung: Um deine gewünschten Elemente sinnvoll zu plazieren, musst du wissen, wie sich dein Gelände im Tages- und Jahresverlauf verhält. Wie genau sind die Himmelsrichtungen? Wo steht wann die Sonne und wie fällt sie auf das Gelände? Gibt es Nischen, die besonders stark oder sogar dauerhaft im Schatten liegen? Was ist die Hauptwindrichtung? Gibt es besonders feuchte oder besonders trockene Ecken? Gibt es Hänge und falls ja wie ist das Gefälle? Welche Elemente befinden sich bereits im System, was brauchen sie und was geben sie ins System hinein? Was sind die vorhandenen Ressourcen (zeitlich, finanziell, materiell) und welche Begrenzungen gibt es? Welche Einflüsse wirken von außen auf das Gelände ein (Straßen, Lärm, Verschmutzungen,…)?
… Fragen über Fragen und noch so viele mehr 😉.
Im Kleingarten spielt beim Thema Begrenzungen neben den zeitlichen und finanziellen Kapazitäten vor allem die Gartenodnung mit ihren zahlreichen Regeln eine große Rolle, im hauseigenen Garten sind ebenfalls rechliche Vorgaben zu beachten.
Eine Auflistung all dieser verschiedenen Aspekte sorgt für ein tiefergehendes Verständnis des Geländes mit all seinen Facetten.
Und dann kommen wir zum spannenden Thema Wünsche: Was ist mein Interesse, was möchte ich mit dem Gelände machen, was ist mir wichtig, welche Ziele habe ich?
Einen der spannensten Ansätze der Permakultur, der mich seit meinem ersten Kontakt mit dem Thema nicht mehr losgelassen hat, ist das „Denken in Bedürfnissen statt in fertigen Ergebnissen“. Diese Art der Selbstreflexion lässt sich auf alle möglichen Lebensbereiche übertragen und öffnet so viele neue Türen! Denn wenn ich sage „ich möchte frisches knackiges Grün auf meinem Teller haben“ anstatt „ich möchte ein Salatbeet anlegen“, ergeben sich daraus ganz neue Möglichkeiten und Wege, die ich vielleicht übersehe, wenn ich nur mein fertiges Ergebnis vor Augen habe. Ich kann überlegen, welche Elemente in Frage kommen, um dieses Bedürfnis zu erfüllen, und ob vielleicht die Gegebenheiten vor Ort schon Ansätze dafür bieten. „Elemente“ steht hier bewusst in der Mehrzahl, denn bestenfalls wird jedes Bedürfnis mit Hilfe verschiedener Elemente erfüllt, weil dadurch Stabiliät entsteht: Wenn eins der Elemente ausfällt (z.B. durch Wettereinflüsse oder mitessende Tiere im System), können weitere Elemente das Bedürfnis trotzdem noch bedienen und es gibt keinen Totalausfall. Vielfalt ist sowieso eine gute Sache, weil dadurch Nischen etstehen, z.B. Habitate für verschiedene Insekten.
In meinem genannten Beispiel könnte das also so aussehen: Ich könnte schauen, wo auf meinem Gelände schon essbare Wildkräuter wachsen, die als Salatpflanzen dienen können, oder ob es essbare Blätter von Bäumen gibt. Dann kann ich rechercherien, welche Stauden mit essbaren Blätter für den entsprechenden Standort geeignet sind, und die vielleicht noch zusätzlich für Insekten spannende Blüten oder als Bodendecker eine Schutzdecke in bestimmten Bereichen bilden können…und schon habe ich ein kleines System geschaffen, das bestenfalls in der Lage ist, sich ohne viel weiteres Zutun selbst zu erhalten- ganz ohne das aufwändige Anlegen eines Beetes und die Pflege einjähriger Kulturen. In diesem Sinne funktioniert Permakultur als „dauerhafte Landwirtschaft“, denn durch die Schaffung von unzähligen kleineren und größeren Kreisläufen entsteht nach und nach ein stabiles, sich selbst erhaltendes, nachhaltiges System.
Zum Zeitpunkt der Überarbeitung meines Pflanzplanes habe ich außerdem noch von Menschen gelesen, die ihren Balkon nach den Kriterien eines Waldgartens bewirtschaften. Das hat mir wirklich die Augen geöffnet und mein weiteres Vorgehen stark beeinflusst, denn bisher war ich auf dem Standpunkt „im Kleingarten geht das ja gar nicht, da dürfen ja keine großen Bäume hin“. Aber natürlich lässt sich alles auch auf die vorhandenen Möglichkeiten hinunterbrechen, und so sind bei mir die größten Bäume keine großen Waldbäume, sondern das ganze System beginnt sozusagen eine Schicht niedriger mit den Gehölzen, die im Kleingarten möglich sind. Dazu viele Sträucher, eine essbare Krautschicht, Gehölzunterpflanzungen mit Gemüse statt Beete im klassischen Sinne- das erfordert sicherlich auch manches Umdenken im Hinblick auf die klassische optische Gestaltung von Kleingärten, entspricht aber im Grunde der Regel, dass ein Drittel der Fläche kleingärtnerisch genutzt werden muss, indem Gartenbauerzeugnisse produziert werden. Genau genommen geht ein Waldgarten mit all seinen Erntemöglichkeiten sogar deutlich über das vertraglich festgelegte Drittel hinaus und bringt obendrein noch eine erstaunliche Vielfalt zustande- nicht nur in Bezug auf die zu erntenden Produkte, sondern auch in Bezug auf die Biodiversität, vorhandene Nischen und eine ganze Liste von Vorteilen wie z.B. verbessertes Mikroklima, Schatten und Kühlung, Windschutz, Bodenaufbau und verbesserte Wasserhaltefähigkeit. Obwohl meine „Waldgartentätigkeiten“ im Kleingarten also einerseits natürlich eingeschränkt sind, versuche ich gleichzeitig, durch geschickte Planung und Kombinationen verschiedener Pflanzen den vorhandenen Platz gut zu nutzen und umzusetzen, was möglich ist.
Dabei interessieren mich vor allem Gehölze mit essbaren Eigenschaften, weil ich es so wahnsinnig faszinierend finde, wie viel Ertrag ein einmal etabliertes Gehölz abwerfen kann, während es gleichzeitig Kohlenstoff speichert, die Luft reinigt, Niederschläge reguliert, Schatten und Lebensraum spendet, Mulchmaterial und Holz liefert und das Klima schützt.
Dabei achte ich vor allem darauf, dass alle Kulturen genügend Licht bekommen (auch wenn sie dichter stehen als es für viele Menschen Gewohnheit ist) – z.B. indem ich kleinere sonnenhungrige Sträucher an der südlichen Traufkante der Obstgehölz-Baumscheiben pflanze oder indem ich besonders schattenverträgliche Pflanzen für die dunkleren Ecken auswähle.
Für meinen Garten ist es mir wichtig, die Ideen und Möglichkeiten von Permakultur und Waldgarten modellhaft zu veranschaulichen. Als Fachberaterin im Kleingartenverein, bei Führungen und bei Gelegenheiten der „offenen Gartenpforten“ möchte ich diese Themen erlebbar machen.
So habe ich also sehr viele Stunden vor meinen Plänen, Modellbäumen und Karteikarten gesessen, habe geschoben, recherchiert und umgebastelt, im Grunde ein 3D-Puzzle mit sehr komplexen Ebenen und Verknüpfungen 😁.
Die Pfeifenputzer – Bäumchen dienten mir als Visualisierungshilfe und haben sich echt bewährt, da sie mir Möglichkeiten verdeutlicht haben, die mir vorher mit Hilfe der transparenten Papierformen einfach nicht eingefallen sind.
Seit Beginn der Planungen hat es ein paar Neuzugänge und viele Umzüge gegeben 😀, noch immer fallen mir ab und an spontan wie Geistesblitze noch Verbesserungen ein, und „leider“ lerne ich ständig weitere spannende Pflanzen kennen, die ich gerne noch unterbringen möchte. In meinem Kopf arbeitet die Planung also immer noch weiter, während es auf dem Papier inzwischen schon recht „fertig“ aussieht- so fertig wie ein Garten jemals sein kann 😁.
Nun hoffe ich also, dass alle Pflanzen und auch meine Hängematte in Zukunft einen guten Platz haben, alles in Ruhe wachsen kann und der Garten modellhaft veranschaulichen kann, wie Permakultur und Waldgarten im Kleingarten umsetzbar sind.
Wer in Bremen ist und den Garten gerne besuchen möchte kann sich gerne bei mir melden, ansonsten gibt es hier einen kleinen virtuellen Rundgang für euch (Achtung nicht seekrank werden beim Anschauen ;-)):
Nov 17 2023
Kleiner Waldgarten- Wie mein Permakultur-Garten entsteht
Im letzten Herbst und Winter habe ich meinen Kleingarten einem gründlichen „Makeover“ unterzogen. Denn bei der Übernahme des Gartens im Mai 2017 habe ich mir wenig Zeit für die Planung genommen – damals war ich aufgrund meiner persönlichen Situation nicht geduldig genug für eine ausgiebige Vorarbeit. Nach dem Versuch, mal für eine Weile „nur“ auf dem Balkon zu gärtnern, konnte ich es nicht erwarten, endlich wieder ein größeres Gelände zu bearbeiten. Ich hatte Sehnsucht nach ein paar höchst vermissten Lieblingsgehölzen aus meiner Zeit beim Verdener Waldgartenprojekt, die ich schnell wieder um mich haben wollte und es gab auch viele Sachen, die ich einfach mal ohne großes Nachdenken ausprobieren wollte, z.B. der Bau von Kräuterspirale und Hochbeeten.
Spätestens aber als es im Garten pflanzenmäßig immer voller wurde, stieg meine Lust auf eine bessere Planung mit möglichst sinnvoller Kombination der vorhandenen Elemente. Denn auch wenn ich die Grundideen der Permakultur so verinnerlicht habe, dass ich bestimmte Ansätze wie „Nischen in Raum und Zeit“, die „Zonierung“ oder das „Arbeiten mit dem was da ist“ fast automatisch mitdenke, kann ich natürlich nicht aus dem Bauch heraus für jede kleine und große Pflanze einen möglichst guten Standort mit den für sie passenden Bedingungen und guten Wechselbeziehungen zu anderen Elementen finden.
Da im vergangenen Herbst mein bisheriger Geländeplan deutlich verblasst war und erneuert werden musste, habe ich die Gelegenheit genutzt, alles auf solidere planerische Füße zu stellen. Zufälligerweise habe ich zu diesem Zeitpunkt das Buch „Permakultur im Hausgarten“ von Jonas Gampe in die Hände bekommen (unbezahlte Werbung aus Überzeugung 🙂). Ich bin nach wie vor begeistert, denn im Gegensatz zu den oft schwammig und abstrakt gehaltenen Büchern, die ich in meinen ersten „Permi-Jahren“ vor über 20 Jahren gelesen habe und die mir ohne meine zusätzlichen praktischen Erfahrungen ein Gefühl von „alles schön und gut, aber wie fange ich jetzt konkret an?“ übrig gelassen hätten, gibt dieses Buch einen konkreten Leitfaden an die Hand, mit dem du Schritt für Schritt genau die Überlegungen und Beobachtungen machst, die du für deine individuelle Geländeplanung brauchst.
Ich habe dann also unzählige Stunden Recherche betrieben und viel vor Ort beobachtet, Geländepläne in Bezug auf Wind, Sonne und Schatten erstellt, Bodenproben genommen und eine genauere Bestandsaufnahme der bisherigen Elemente durchgeführt. Denn jede Permakultur-Planung beginnt mit der Beobachtung: Um deine gewünschten Elemente sinnvoll zu plazieren, musst du wissen, wie sich dein Gelände im Tages- und Jahresverlauf verhält. Wie genau sind die Himmelsrichtungen? Wo steht wann die Sonne und wie fällt sie auf das Gelände? Gibt es Nischen, die besonders stark oder sogar dauerhaft im Schatten liegen? Was ist die Hauptwindrichtung? Gibt es besonders feuchte oder besonders trockene Ecken? Gibt es Hänge und falls ja wie ist das Gefälle? Welche Elemente befinden sich bereits im System, was brauchen sie und was geben sie ins System hinein? Was sind die vorhandenen Ressourcen (zeitlich, finanziell, materiell) und welche Begrenzungen gibt es? Welche Einflüsse wirken von außen auf das Gelände ein (Straßen, Lärm, Verschmutzungen,…)?
… Fragen über Fragen und noch so viele mehr 😉.
Im Kleingarten spielt beim Thema Begrenzungen neben den zeitlichen und finanziellen Kapazitäten vor allem die Gartenodnung mit ihren zahlreichen Regeln eine große Rolle, im hauseigenen Garten sind ebenfalls rechliche Vorgaben zu beachten.
Eine Auflistung all dieser verschiedenen Aspekte sorgt für ein tiefergehendes Verständnis des Geländes mit all seinen Facetten.
Und dann kommen wir zum spannenden Thema Wünsche: Was ist mein Interesse, was möchte ich mit dem Gelände machen, was ist mir wichtig, welche Ziele habe ich?
Einen der spannensten Ansätze der Permakultur, der mich seit meinem ersten Kontakt mit dem Thema nicht mehr losgelassen hat, ist das „Denken in Bedürfnissen statt in fertigen Ergebnissen“. Diese Art der Selbstreflexion lässt sich auf alle möglichen Lebensbereiche übertragen und öffnet so viele neue Türen! Denn wenn ich sage „ich möchte frisches knackiges Grün auf meinem Teller haben“ anstatt „ich möchte ein Salatbeet anlegen“, ergeben sich daraus ganz neue Möglichkeiten und Wege, die ich vielleicht übersehe, wenn ich nur mein fertiges Ergebnis vor Augen habe. Ich kann überlegen, welche Elemente in Frage kommen, um dieses Bedürfnis zu erfüllen, und ob vielleicht die Gegebenheiten vor Ort schon Ansätze dafür bieten. „Elemente“ steht hier bewusst in der Mehrzahl, denn bestenfalls wird jedes Bedürfnis mit Hilfe verschiedener Elemente erfüllt, weil dadurch Stabiliät entsteht: Wenn eins der Elemente ausfällt (z.B. durch Wettereinflüsse oder mitessende Tiere im System), können weitere Elemente das Bedürfnis trotzdem noch bedienen und es gibt keinen Totalausfall. Vielfalt ist sowieso eine gute Sache, weil dadurch Nischen etstehen, z.B. Habitate für verschiedene Insekten.
In meinem genannten Beispiel könnte das also so aussehen: Ich könnte schauen, wo auf meinem Gelände schon essbare Wildkräuter wachsen, die als Salatpflanzen dienen können, oder ob es essbare Blätter von Bäumen gibt. Dann kann ich rechercherien, welche Stauden mit essbaren Blätter für den entsprechenden Standort geeignet sind, und die vielleicht noch zusätzlich für Insekten spannende Blüten oder als Bodendecker eine Schutzdecke in bestimmten Bereichen bilden können…und schon habe ich ein kleines System geschaffen, das bestenfalls in der Lage ist, sich ohne viel weiteres Zutun selbst zu erhalten- ganz ohne das aufwändige Anlegen eines Beetes und die Pflege einjähriger Kulturen. In diesem Sinne funktioniert Permakultur als „dauerhafte Landwirtschaft“, denn durch die Schaffung von unzähligen kleineren und größeren Kreisläufen entsteht nach und nach ein stabiles, sich selbst erhaltendes, nachhaltiges System.
Zum Zeitpunkt der Überarbeitung meines Pflanzplanes habe ich außerdem noch von Menschen gelesen, die ihren Balkon nach den Kriterien eines Waldgartens bewirtschaften. Das hat mir wirklich die Augen geöffnet und mein weiteres Vorgehen stark beeinflusst, denn bisher war ich auf dem Standpunkt „im Kleingarten geht das ja gar nicht, da dürfen ja keine großen Bäume hin“. Aber natürlich lässt sich alles auch auf die vorhandenen Möglichkeiten hinunterbrechen, und so sind bei mir die größten Bäume keine großen Waldbäume, sondern das ganze System beginnt sozusagen eine Schicht niedriger mit den Gehölzen, die im Kleingarten möglich sind. Dazu viele Sträucher, eine essbare Krautschicht, Gehölzunterpflanzungen mit Gemüse statt Beete im klassischen Sinne- das erfordert sicherlich auch manches Umdenken im Hinblick auf die klassische optische Gestaltung von Kleingärten, entspricht aber im Grunde der Regel, dass ein Drittel der Fläche kleingärtnerisch genutzt werden muss, indem Gartenbauerzeugnisse produziert werden. Genau genommen geht ein Waldgarten mit all seinen Erntemöglichkeiten sogar deutlich über das vertraglich festgelegte Drittel hinaus und bringt obendrein noch eine erstaunliche Vielfalt zustande- nicht nur in Bezug auf die zu erntenden Produkte, sondern auch in Bezug auf die Biodiversität, vorhandene Nischen und eine ganze Liste von Vorteilen wie z.B. verbessertes Mikroklima, Schatten und Kühlung, Windschutz, Bodenaufbau und verbesserte Wasserhaltefähigkeit. Obwohl meine „Waldgartentätigkeiten“ im Kleingarten also einerseits natürlich eingeschränkt sind, versuche ich gleichzeitig, durch geschickte Planung und Kombinationen verschiedener Pflanzen den vorhandenen Platz gut zu nutzen und umzusetzen, was möglich ist.
Dabei interessieren mich vor allem Gehölze mit essbaren Eigenschaften, weil ich es so wahnsinnig faszinierend finde, wie viel Ertrag ein einmal etabliertes Gehölz abwerfen kann, während es gleichzeitig Kohlenstoff speichert, die Luft reinigt, Niederschläge reguliert, Schatten und Lebensraum spendet, Mulchmaterial und Holz liefert und das Klima schützt.
Dabei achte ich vor allem darauf, dass alle Kulturen genügend Licht bekommen (auch wenn sie dichter stehen als es für viele Menschen Gewohnheit ist) – z.B. indem ich kleinere sonnenhungrige Sträucher an der südlichen Traufkante der Obstgehölz-Baumscheiben pflanze oder indem ich besonders schattenverträgliche Pflanzen für die dunkleren Ecken auswähle.
Für meinen Garten ist es mir wichtig, die Ideen und Möglichkeiten von Permakultur und Waldgarten modellhaft zu veranschaulichen. Als Fachberaterin im Kleingartenverein, bei Führungen und bei Gelegenheiten der „offenen Gartenpforten“ möchte ich diese Themen erlebbar machen.
So habe ich also sehr viele Stunden vor meinen Plänen, Modellbäumen und Karteikarten gesessen, habe geschoben, recherchiert und umgebastelt, im Grunde ein 3D-Puzzle mit sehr komplexen Ebenen und Verknüpfungen 😁.
Die Pfeifenputzer – Bäumchen dienten mir als Visualisierungshilfe und haben sich echt bewährt, da sie mir Möglichkeiten verdeutlicht haben, die mir vorher mit Hilfe der transparenten Papierformen einfach nicht eingefallen sind.
Seit Beginn der Planungen hat es ein paar Neuzugänge und viele Umzüge gegeben 😀, noch immer fallen mir ab und an spontan wie Geistesblitze noch Verbesserungen ein, und „leider“ lerne ich ständig weitere spannende Pflanzen kennen, die ich gerne noch unterbringen möchte. In meinem Kopf arbeitet die Planung also immer noch weiter, während es auf dem Papier inzwischen schon recht „fertig“ aussieht- so fertig wie ein Garten jemals sein kann 😁.
Nun hoffe ich also, dass alle Pflanzen und auch meine Hängematte in Zukunft einen guten Platz haben, alles in Ruhe wachsen kann und der Garten modellhaft veranschaulichen kann, wie Permakultur und Waldgarten im Kleingarten umsetzbar sind.
Wer in Bremen ist und den Garten gerne besuchen möchte kann sich gerne bei mir melden, ansonsten gibt es hier einen kleinen virtuellen Rundgang für euch (Achtung nicht seekrank werden beim Anschauen ;-)):
Musik: Pure Colours von FRAMETRAXX
By frosch • Allgemein, Waldgarten & Permakultur • 0